Holtemayer, Romana: Zum zeichenhaften Gebrauch des verbotenen Buches als Transportmittel unerwünschten Gedankenguts im Film - eine dramaturgische Analyse anhand ausgewählter Spielfilme.

Diese Master-Thesis befasst sich mit dem zeichenhaften Gebrauch und der dramaturgischen Funktion des Buchobjektes als Träger von Information im Spielfilm. Das Buch dient bereits seit Jahrhunderten als Symbol für Wissen und Bildung, es konnte seinem Besitzer Prestige und Macht verleihen. Die über dieses traditionsreiche Medium übermittelte Information wurde aber mitunter auch als unliebsam und sogar „gefährlich" eingestuft. Zensorische Maßnahmen, die bis zur Vernichtung des Buchkörpers reichen konnten, prägten vergangene Epochen, die Bücherverbrennung als symbolischer Akt der Tilgung unerwünschter Ideen oder von der eigenen Weltsicht abweichender Gedanken findet aber auch im 21. Jahrhundert noch Anhänger.

Seine singuläre Stellung als Leitmedium hat das Buch im 20. Jahrhundert eingebüßt, doch der Medienwechsel ermöglicht eine Betrachtung des alten Mediums im Spiegel neuerer Medien. Der Spielfilm steht schon sehr früh, seit seiner Entwicklung zum Erzählkino, in einer Wechselbeziehung zu Literatur und literarischem Theater. Doch erst durch den Aufstieg des Fernsehens und besonders durch den Einfluss digitaler Medien ist ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine intensiver werdende Beschäftigung mit der Buchkultur beziehungsweise deren drohendem Ende zu verzeichnen. Dieses Thema wird selbstreflexiv in der Literatur verarbeitet, findet seinen Weg aber auch vermehrt auf die Kinoleinwand.

Im Film wird das Buch als Objekt im Kodex-Format inszeniert, selten sieht oder hört man Textpassagen, selten wird man mit dem konkreten Inhalt eines Buches konfrontiert. Seine „Rolle" im Film ist aber immer eindeutig interpretierbar - hier sind wichtige Informationen gespeichert, Fakten, keine „fake news". Als dramaturgischer Höhepunkt der Spielfilmhandlung fungiert häufig ein spektakulärer Bibliotheksbrand, der aber auch klärende und aufrüttelnde Wirkung haben kann. Anhand der ausgewählten Filmbeispiele aus unterschiedlichen Jahrzehnten wird die Bandbreite des Themas sichtbar, die zwischen nostalgischer Auratisierung der Buchkultur und der Realisierung des bereits vollzogenen Medienwandels schwankt. Gemeinsam ist allen Inszenierungen jedenfalls, dass Büchern und dem durch sie transportierten Wissen große Macht über den Menschen zugeschrieben wird.

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