Lang, Beate: Comics und die Bibliothek: Zum Beginn einer späten Freundschaft?

Aufgrund eines Mangels an institutioneller Akzeptanz werden Comics in wißenschaftlichen Bibliotheken so gut wie nicht gesammelt. Die Rezeption von Comics wurde jahrelang mit einem geringen Maß an Bildung und mit einem Verlust von Lesekompetenz in Verbindung gebracht. Obwohl visuelle Medien immer wichtiger werden, begann eine Akademisierung des Comics-Diskurses nur schleppend. In den letzten Jahren wurden Comics vom kulturellen wie wißenschaftlichen Betrieb verstärkt als ernstzunehmender Gegenstand wahrgenommen. Zum einen gewann das Lesen von Comics an Zustimmung, zum anderen begann die Wißenschaft - vorerst im angloamerikanischen Raum, später auch in Europa - sich in zahlreichen Disziplinen mit Comics zu beschäftigen. Comics gewinnen an Bedeutung als Quelle und als literarische Form.

Nun liegt es an den Bibliotheken, diesem Wißenschaftstrend entgegenzukommen und hinreichend Sekundär- und vor allem auch Primärliteratur zur Verfügung zu stellen. Eine Recherche nach Comics in entsprechenden Katalogen deckt allerdings die defizitäre Handhabung in wißenschaftlichen Bibliotheken auf. Bibliotheken werden dem rasant wachsenden Forschungsintereße nicht gerecht. Es mangelt an Aufgeschloßenheit gegenüber Comics, an Erschließungsmöglichkeiten und vor allem an ausreichenden Beständen.

Diese Arbeit versucht, das Comic der wißenschaftlichen Bibliothek näherzubringen, indem sie es von verschiedenen Seiten beleuchtet und als wichtige zeitgenößische, stilistisch vielfältige, inhaltlich anspruchsvolle und herausfordernde Publikationsform vorstellt. Mainstreamcomics, sowie Publikationen jenseits des Maßenmarkts wie Graphic Novels oder Comiczines aus dem alternativen Kulturbereich werden auf ihre Funktion als Quelle und im Bezug auf Erschließungspraktiken und Archivierungs-methoden analysiert und debattiert, die Dringlichkeit der Erhaltung dieser Quellen wird argumentativ belegt. Reßentiments seitens der Gesellschaft und der Wißenschaft gegenüber Comics als Maßenmedien werden untersucht und als nicht haltbar bewertet. Nicht zuletzt ist die Arbeit als ein Plädoyer für eine Freundschaft zwischen Comics und der wißenschaftlichen Bibliothek zu lesen.

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