Brandtner, Andreas: Die Erschließung von Nachlässen und Autographen im Kontext der aktuellen bibliothekswissenschaftlichen Katalogisierungsdiskussion

Die Gedächtnisinstitution Handschriftensammlung bzw. Literaturarchiv hat im deutschsprachigen Raum seit den 1990er Jahren einen deutlichen Modernisierungsschub erfahren, der bis heute anhält. Wesentlicher Motor dieses Prozesses sind die änderungen der systemrelevanten Umwelten vor allem hinsichtlich elektronischer Daten- und Informationsverarbeitung. Die Übernahme bibliothekarischer Verfahren hat zu einer deutlichen Steigerung der Erschließungsstandards und also der Katalogisierungsqualität und -daten geführt. Über den Anschluss an international eingesetzte und gepflegte Regelwerke und Datenformate wurden Institutionen, die Nachlässe und Autographen verwalten, aus der Isolation idiosynkratischer Insellösungen herausgeführt und in der Kommunikation anderer Gedächtniseinrichtungen vernetzt. Damit sind auch die Voraussetzungen für verstärkten Datenaustausch, für Verbünde und Vernetzungen gegeben, die das je spezifische Datenangebot wesentlich attraktiver, die Benutzungsqualität spürbar besser und den Einsatz interner Ressourcen deutlich effizienter machen können.

Mit dieser neu geschaffenen Situation sind auch Aufgaben und Herausforderungen entstanden. Um den erreichten Standard im Bereich der Erschließung bzw. Katalogisierung halten zu können, haben sich Handschriftensammlungen bzw. Literaturarchive über Fort- und Weiterbildungen am jeweiligen State of the Art der Disziplin zu orientieren. Sie haben sich an Diskussionsprozessen über Neuerungen zu beteiligen, um ihre je spezifischen Interessen und Bedürfnisse artikulieren zu können. Dazu ist es notwendig, in den entsprechenden Gremien, Arbeitsgruppen usw. vertreten zu sein.

Über die Zukunft der Katalogisierung ist noch nicht entschieden. Sie ist offen und wird weiterhin Gegenstand der Diskussion sein. In diesem Sinn sind die Handschriftensammlungen und Literaturarchive in einen lebendigen Arbeitsprozess eingetreten, den sie mit gestalten können und sollen.

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