Scheibl, Michaela: Das Handschriftenfragment - Eine Einführung in Ursprung und Überlieferung von „Bücherresten" und ihre bibliothekarische Bearbeitung unter Berücksichtigung der aktuellen Inhalte und Ziele der Fragmentforschung

Handschrittenfragmente sind die Überreste mittelalterlicher Bücher, die als Bestand­ teile von Bucheinbänden - sozusagen in der zweiten Reihe des Literaturbetriebes - erhalten blieben. Ihre wissenschaftliche Bedeutung liegt in ihrem Quellenwert: Jedes Fragment steht für ein verlorenes Unikat und insgesamt kompensieren Fragmente den Totalverlust von über 90 % der mittelalterlichen Handschriften.

Der systematischen Fragmentforschung steht jedoch oft der eingeschränkte Zugriff auf mangelhaft bearbeitete Fragmentbestände entgegen. Deren Erschließung zählt somit in nächster Zukunft zu den wichtigsten, anspruchsvollsten Aufgaben der Altbuchbibliothekarinnen.

Deshalb ist es notwendig, das bibliothekarische Bewusstsein für den besonderen Mediencharakter und das Informationspotential der Fragmente zu sensibilisieren. In diesem Sinne möchte die vorliegende Master-Thesis eine umfassende Einführung in das Thema „Handschrittenfragment" bieten, Einblicke in die Entstehung und Überlieferung der Bücherreste geben und die Grundlagen deren bibliothekarischer Bearbeitung vermitteln - dies unter Miteinbeziehung der Ziele der quantitativen,  rekonstruktiven  Fragmentforschung.

Um die Beschränkung auf eine rein theoretische Abhandlung zu vermeiden, wurden neben der Fachlektüre weitere Wissensquellen genutzt. Dazu zählen die praktische Auseinandersetzung mit Fragmenten an den Sondersammlungen der UB­ Graz, die Teilnahme an einem Fragmentforschungsseminar und die informativen Gespräche mit Kolleginnen, die bereits langjährige Erfahrung in der Erschließung und Erforschung von Fragmenten aufweisen.

Im Hinblick auf die Aufgabe der Bibliothekarinnen, die Fragmente auf deren weiterführende wissenschaftliche Erforschung vorzubereiten, wurde deutlich, dass eine bloße „Abarbeitung" von Fragmentbeständen nach Mindeststandards bzw. vorgegebenen Mustern nicht genügt. Neue Erschließungsformen müssen entwickelt werden, mit deren Hilfe sich die große Fragmentmenge in absehbarer Zeit bewältigen lässt und die zudem jene Informationen bereitstellen, die den Ansprüchen der statistischen Methoden der modernen Fragmentforschung entsprechen.

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